Um die Biologie von Arten und die biologische Vielfalt zu verstehen, sind die Beprobung von Wildtieren und Tierversuche zu Forschungszwecken mit wichtigen ethischen und rechtlichen Fragen verbunden. Eine Alternative in der Forschung ist dabei die Verwendung von lebensfähigen tierischen Zellen.

Zellkultur aus Hautgewebe der Nilgans (Alopochen aegyptiaca).

Die Zellkultur ist einer der wichtigsten Arbeitstechniken in der biologischen und auch der medizinischen Forschung. Jede einzelne Zelle trägt identische Kopien der genetischen Information, der DNA, die wichtige molekulare Informationen über die jeweilige Tierart liefert. So können Stoffwechsel, Zellteilung und viele weitere zelluläre Prozesse untersucht werden.

Eine einzigartige Zelle könnte sich praktisch unbegrenzt vermehren, während die ursprüngliche genetische Information intakt bleibt. Mit anderen Worten, ein ausgestorbene Art kann unbegrenzt durch seine eingefrorenen Zellen im flüssigem Stickstoff (-196°C) weiterleben und für zukünftige Forschungszwecke verwendet werden.

Im FOGS-Projekt gehen wir diesen Weg, um aus seltenen und gefährdeten Tierarten lebensfähige Zellen zu gewinnen, die wir auf unbestimmte Zeit aufbewahren, um ein Archiv (sog. Repository) seltener genetischer und molekularer Informationen zu erzeugen.

Neben der Herstellung von Zellen für die allgemeine Forschungsgemeinschaft wollen wir die aus diesen Zellen gewonnenen hochwertigen genetischen Informationen auch dazu nutzen, präzise SNPSTRs-Marker zu entwerfen, die qualitativ hochwertige DNA erfordern. Diese Marker werden bei der Identifizierung von Arten im Bestreben gegen den illegalen Handel eingesetzt werden.
Ansprechpartnerin für Zellkulturen am LIB ist Frau Dr. Camilla Bruno Di Nizo.

Zellkulturflasche mit Kulturmedium und wachsenden Tierzellen aus Gewebestücken. Zellkulturlabor am Museum Koenig Bonn.


Bilder von Zellkulturen

Zellpopulation aus den frischem Gewebe von einer Gelbbauchunke (Bombina variegata). Man erkennt eine Mischung aus morphologisch unterschiedlichen Zellen, die unter anderem aus Muskelsynzytium (mehrkernige Zelleinheit), Fibroblasten und epithelähnlichen Zellen besteht.

Turmfalke (Falco tinnunculus): Zellschicht, die aus einer Gewebe der Cornea (Struktur oben im Bild) wächst. Die einheitliche Zellpopulation wurde nach 5 Tagen in Kultur erhalten.

Sibirischer Tiger (Panthera tigris): Heterogene Zellpopulation, die aus Lippegewebe (Struktur oben im Bild) wächst. Man erkennt wie epithel-ähnliche Zellen in der Nähe des Gewebes wachsen, während fibroblasten-ähnliche Zellen in der äußeren Schicht wegwandern.